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Unser Video: Der letzte Tag von Echo – Am 4. März 2022 wurde in Russland die letzte Medien-Stimme für freie Meinungsäußerungen für immer zum Schweigen gebracht: der Radiosender Echo Moskwy (Echo von Moskau), der sofort nach dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine den Krieg entschieden verurteilt hatte. (Das vollständige Video, 16 Min.: https://youtu.be/WS-8QmJdw2k)

Das Echo von Moskau, der Chefredakteur und wir

Kind der Perestroika: der aufgelöste Radiosender Echo Moskwy

von Achim Forst

Die „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“, von der Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Regierungserklärung am 27. Februar 2022, dem dritten Tag nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sprach, begann für uns in der Küche. Seit vielen Jahren hatten wir dort fast jeden Tag beim Essen, Gemüseschneiden oder Kochen den russischen Radiosender Echo Moskwy (Echo von Moskau) gehört. Für unsere akustische Direktverbindung in die Heimatstadt meiner Frau hatten wir uns sogar ein Internetradio angeschafft.

Neben stündlichen Nachrichten und lokalen Verkehrsmeldungen, die uns weniger interessierten, lieferte Echo Moskwy Kommentare, Gespräche und Diskussionen über die internationale und die russische Politik, wobei die meisten Gäste kein Blatt vor den Mund nahmen. Im Lauf der Jahre, besonders nach der Krim-Annexion, nahmen die staatlichen Repressionen in Russland kontinuierlich zu, gegen oppositionelle Politiker, Journalisten und Künstler, doch auch in dieser Zeit blieb Echo Moskwy eine Bastion der Meinungsfreiheit in Russland.

Wir wunderten und freuten uns, wie ausführlich und direkt brutale Auswüchse der russischen Autokratie beim Namen genannt wurden – abends allerdings oft hörbar von Alkohol gelösten Zungen. Die unerträglichen Zustände in den russischen Gefängnissen, willkürliche Prozesse gegen Menschen, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hatten, die russische Unterstützung Assads im Bürgerkrieg in Syrien: Kein Thema schien zu heiß zu sein für Echo und seinen Chefredakteur Aleksej Wenedikwow.

Mittendrin im Leben: Die Zentrale von Echo am Neuen Arbat in  Moskau © s.u.

Umzug ins Netz

Fünf Tage nach Kriegsbeginn war Schluss damit: Die terrestrische und die Webradioübertragung von Echo Moskwy wurden abgeschaltet. In unserer Küche hatten wir schon Wochen zuvor merkwürdige Vorzeichen registriert: Statt des Live-Programms von Echo lief im Webradio plötzlich in einer Dauerschleife ein Stück des Petersburger Regionalprogramms von Echo Moskwy.

So folgten wir unserem Lieblingssender zu YouTube, wo schon seit längerer Zeit das Live-Programm mit einer im Studio aufgehängten Kamera parallel auf den Echo-Kanal gestreamt wurde. Doch am 4. März wurde auch der abgeschaltet.

Wie es dazu kam

Echo Moskwy wurde als Kind der Perestroika geboren, gegründet von einer Gruppe von Journalisten. Die erste Sendung war am 22. August 1990, am Anfang der wilden 90er Jahre Russlands, die geprägt waren vom Zerfall des sowjetischen Imperiums, von zügellosem Kapitalismus, Superinflation mit Verarmung von Teilen der Bevölkerung, der Gewalt von Mafiosi und von Oligarchen, die Wirtschaft und Öffentlichkeit beherrschten. Dazu ein Putsch (1991), eine Verfassungskrise (1993) und ein Präsident mit abstürzender Popularität (Boris Jelzin).

Aber es gab auch freie Wahlen und Aufbruchsgefühle in der Gesellschaft, die sich mit der Hoffnung auf ein neues demokratisches Russland verbanden. Es gab die Kraft der Kreativen, der Autoren, der Filme- und Theatermacher, die so viel Kunst- und Meinungsfreiheit erlebten, wie es sie in Russland noch nie gegeben hatte – und später auch nicht mehr geben sollte. Und dieser Radiosender Echo Moskwy war live dabei, bot den Kreativen und den neuen Politikern ein Podium und kommentierte für eine wachsende Zuhörerschaft täglich all die krassen gesellschaftlichen Umbrüche Russlands.

2008 im Fernsehstudio von Echo: Aleksej Wenediktow interviewt Michail Gorbatschow, mit dem er bis zu dessen Tod 2022 befreundet war. © s.u.

Der Fußtritt des Präsidenten

Echo rief und alle kamen: Persönlichkeiten aus allen Bereichen, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik. Und nicht nur aus Russland: Prominentester Besucher war wohl der 42. Präsident der Vereinigten Staaten, Bill Clinton. Dabei, so die Anekdote, die Aleksej Wenediktow erzählt, soll der übermüdete Präsident, von ihm mit einem leichten Beintritt in einer weitschweifigen Antwort gestoppt, kurz darauf so kräftig zurück getreten haben, dass der Chefredakteur noch zwei Tage danach hinken musste. Später saß auch Clintons Frau Hillary als US-Außenministerin Wenediktow im Echo-Studio gegenüber.

Nach ihrem Mann Bill kam auch sie ins Echo-Studio: Hillary Rodham Clinton, Außenministerin  im Kabinett von Barack Obama, im Interview mit Aleksej Wenediktow am 14. Oktober 2009 © s.u.

Den Hörern gefiel die Themenmischung des Talk-Radios, die schnoddrige Art und die bissige Rhetorik des Senderchefs und einiger seiner Moderatoren. Bis zum bitteren Ende war Echo Moskwy der beliebteste und einflussreichste Radiosender Russlands. In Moskau hörten Ende 2021 monatlich 2,6 Millionen Menschen zu.

Meinungen im Ohr

Sergei Korsun, einer der Gründer des Senders und sein erster Chefredakteur, erinnerte sich, dass die Zuhörer Echo Moskwy nach dem Sendestart 1990 zuerst „Ucho“ (Ohr) nannten, weil man dort unterschiedliche Meinungen hören konnte – eine ungewöhnliche Erfahrung für Menschen, die im gleichgeschalteten Medienkosmos der Sowjetunion aufgewachsen waren.

Dahinter stand das journalistische Grundgesetz, das bei Echo Moskwy von Anfang an galt: Alle „sinnvollen Standpunkte zu Ereignissen“ müssen präsentiert werden. Chefredakteur Aleksej Wenedikwow wiederholte es wie ein Mantra bis zur offiziell so genannten „Liquidierung“ des Senders und darüber hinaus und erklärte damit, wie sich nach seiner Ansicht Journalisten von Propagandisten unterscheiden. Deshalb bot Echo nicht nur ein Podium für Kritik an der „Macht“, immer wieder wurden auch Gäste mit kreml-nahen, dogmatischen oder ideologisch aufgeladenen Ansichten eingeladen.

Dabei ließen Wenediktow und seine Leute sich nach der Abschaltung des YouTube-Kanals von Echo im März 2022 mit ihrer ablehnenden Haltung zum Krieg vom Kreml nicht mundtot machen, trotz der staatlich aufgeheizten nationalistischen Stimmung in Russland: Ein paar Tage später waren sie unter neuem Namen mit einem neuen Unternehmen wieder da. Das kritische russische Radio aus den 90ern wurde im Jahr 2022 im Netz neu geboren.

Immer nahe der ,Machtʻ: Echo-Chef Aleksej Wenediktow 2011 mit Vertreterinnen von Russia Today und dem Kaukasischen Fernsehen beim Interview mit dem russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew © s.u.

Strategie des Kompromisses

Während Putin immer stärker die Informations- und Meinungsfreiheit einschränkte, gelang es Wenediktow mit dieser Strategie, im Spannungsfeld von staatlicher Macht und dem eigenen liberalen journalistischen Anspruch das Überleben seines Senders zu sichern. Dass er dabei Kompromisse einging, zum Beispiel durch Absprachen mit den Behörden, trug ihm von einigen Kollegen und Kolleginnen Vorwürfe ein, mit Echo nur Scheinopposition zu betreiben oder sogar ein Agent des Kreml zu sein. 

Das Team war darauf gut vorbereitet, denn Echo hatte schon viele Jahre zuvor als erstes Moskauer Radio eine eigene Seite im Internet. Der Sender veröffentlichte dort Nachrichtenmaterial, Transkripte von Interviews, Audios und Videoaufzeichnungen der eigenen Radiosendungen.

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Das lange Video (16 Min.) über die letzten Stunden von Echo Moskwy : Im Studio herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen kritischer Redaktionsroutine, Galgenhumor und makabrer Ausgelassenheit. Bestsellerautor Dmitrij Gluchowskij attackierte die tumbe russische TV-Propaganda und analysierte die Position der Mehrheit der Gesellschaft.

Der lebendige Nagel

Seit März 2022 folgen wir nun Aleksej Wenediktow und seinen Leuten auf dem neuen YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd (Живой Гвоздь = Der lebendige Nagel). Hier gingen und gehen sie bis heute oft im Stundentakt weiter, die Gespräche mit Journalisten, Politologen und Historikern. Jiwoy Gwosd bietet in abrufbaren Livestreams täglich mehrere Formate zur aktuellen Weltlage und zur politischen Situation um den Krieg in der Ukraine. Der ehemalige Oligarch und Putin-Häftling Michail Chodorkowskij, Gast der letzten Sendung von Echo, war schon mehrmals zugeschaltet. Moderiert wird im Studio in Moskau oder in anderen europäischen Hauptstädten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vor Putins Krieg und Repressionen ins westliche Ausland flüchteten.

Der YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd, mit dem Aleksej Wenediktow die Arbeit von Echo von Moskau fortsetzte. Rechts sein alter Echo-Weggefährte und Studiopartner Sergeij Buntman © s.u.
 

Die Antikriegs-Opposition auf YouTube

So versorgen Wenediktow und sein Team die russischsprachige Community weltweit mit Informationen und Analysen. Zusammen mit anderen oppositionellen Kanälen, teilweise auch von ehemaligen Echo-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, gehört Jiwoy Gwosd zu den wichtigsten Stimmen der russischen Antikriegs-Opposition.

Ex-Echo-Chef Aleksej Wenediktow genießt auch in Regierungskreisen der östlichen Staaten der EU offenbar hohes Ansehen. Als er nach Beginn des russischen Angriffskriegs mehrmals in den Westen reiste, empfingen ihn Minister und Präsidenten der baltischen Staaten zum Interview.

Der Verräter, der nicht ausreisen will

Im Anschluss kehrte Wenediktow jedes Mal zurück nach Moskau. In seine Heimat, die seit Februar 2022 viele Kolleginnen und Kollegen verlassen mussten – für immer oder zumindest bis zum Ende des Putin-Regimes. Wenediktow aber hatte von Anfang an und wiederholt in seinen Sendungen bekannt gegeben, dass er bleiben und weiterhin vor Ort in Russland seine Meinung sagen werde. Als Chefredakteur und Kapitän des untergegangenen Radio-Dampfers Echo Moskwy, der an Bord bleibt und Verantwortung für seine Leute und seine Antikriegsposition übernimmt. Gegen die Kreml-Propagandisten und ihre Anhänger, die Wenediktow am liebsten schon längst im Ausland sähen, um im Staatsfernsehen ihre Häme auch über diesen feige geflüchteten Vaterlandsverräter ausschütten zu können. Obwohl er damit ein hohes Risiko eingeht, hat ihnen Wendiktow diesen Gefallen nicht getan. Er blieb und ertrug antisemitische Beschimpfungen in seinen Live-Chats genauso wie einen widerlichen Anschlag vor seiner Haustüre.

Jetzt erklärt Aleksej Wenediktow seine Sicht auf Russland und die Welt im YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd: ironisch, manchmal sarkastisch, mit profundem Wissen und vielen historischen Bezügen. © s.u.

Auf Nawalnys Sanktionsliste

Aleksej Wenediktow ist eine umstrittene Persönlichkeit, ein mutiger, aber auch eitler Journalist, der seine persönlichen Kontakte und – bis zum Kriegsbeginn – auch Freundschaften bis in die höchsten Kreise des Regimes nie verschwiegen hat. Und als Chef von Echo gehörte er bis zur Auflösung des Senders sogar zum Führungskräfte-Board des Mitinhabers Gasprom. Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass der inhaftierte Oppositionspolitiker Alexej Nawalny und seine Organisation Wenediktow auf ihre eigene Sanktionsliste gesetzt hatten. Die Begründung: Er sei ein Unterstützer des Kremls, der versucht habe, die Opposition zu manipulieren und Proteste zu entschärfen.

Echo-Chefredakteur Aleksej Wenediktow 2012 bei einer seiner seltenen Begegnungen mit dem Präsidenten. Putin duldete die kritische Berichterstattung des Radiosenders bis zum Beginn seiner „Spezialoperation‟ gegen die Ukraine. © s.u.

Eine fragwürdige Entscheidung Nawalnys: Schließlich ließ Echo über Jahre hinweg immer wieder Nawalnys Anhänger mit ihrer Kritik am Kreml und der Regierung zu Wort kommen. Und als der nach Russland zurückgekehrte Oppositionsführer schon längst im Straflager verschwunden war und die westlichen Medien ihre Berichterstattung weitgehend eingestellt hatten, wurde in Echo Moskwy weiterhin fast täglich über sein Schicksal berichtet.

Nachtreten in der FAZ

In Deutschland verbreitete die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Nawalnysche Sicht auf Persönlichkeit und Arbeit von Aleksej Wenediktow in dem Artikel eines russischen Autors: „Das Echo der Propaganda“ (FAZ 30.10.2022). Wenediktow „klingt oft wie eine Stimme der Opposition“ heißt es da im Vorspann, tatsächlich aber habe er „die Methoden postfaktischer Information etabliert“.

Indem der Autor auf diese Weise die Taktik Wenediktows im Umgang mit der „Macht“ interpretiert, auch radikale Vertreter der Staatsmacht im Sender ausführlich zu Wort kommen zu lassen, verfälschte er selbst „postfaktisch“ die Realität. Wer Echo Moskwy viele Jahre gehört hat, kann es nur als absurd empfinden, wenn der FAZ-Autor dem Sender und seinem Chefredakteur „Zersetzung der Wahrheit“ und „Vorbildfunktion“ für die russische Propaganda und Donald Trump bescheinigt.

So stellen sich Fragen: Warum wurde in der FAZ gegen den Chef des letzten liberalen russischen Radiosenders acht Monate nach dessen Auflösung so brachial nachgetreten? Und: Wurde der Artikel im Bewusstsein der – vorsichtig gesagt – selektiven Darstellung der Fakten oder eher aus Versehen veröffentlicht?

Die Rückkehr von Echo Moskwy

Uns war und ist das egal. Wir freuen uns darüber, dass Echo von Moskau, die Marke Echo zurückkehrte: Der frühere stellvertretende Chefredakteur Maxim Kurnikow, der vor der Rekrutierung als Offizier der russischen Armee im März 2022 von Moskau nach Berlin flüchtete, hat dort Echo Moskwy als Podcastradio neu gegründet – auf dessen Entscheidung unabhängig von Aleksej Wenediktow. Es versammelt Sendungen von Jiwoy Gwosd und weiteren YouTube-Kanälen früherer Echo-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das neue Echo funktioniert aber leider nicht als lineares Live-Radio (für unsere Küche), sondern per Abruf der einzelnen Streams auf der Plattform Telegram. Nur über die eigene Echo-App kann man das Programm durchgehend wie im Radio hören.

Zeitenwende im Wohnzimmer

So hat die ,Zeitenwendeʻ nachhaltig unser Medienverhalten verändert: Früher hatten wir in der Küche meist nebenbei das Neueste aus Moskau und Russland wahrgenommen, der Stadt und dem Land, die uns so vertraut, aber seit dem 24. Februar 2022 von Tag zu Tag ferner gerückt sind. Heute verabreden wir uns täglich im Wohnzimmer auf einen Kaffee für eines der Gesprächsprogramme auf Jiwoy Gwosd oder einem anderen der oppositionellen russischsprachigen YouTube-Kanäle.

Selbstvergewisserung und Kompensation

Die Sendungen, die Gespräche, die wir anschauen, sind Meinungs- und Nachrichtenquellen, bieten Analysen, Berichte und Gedanken über den Krieg in der Ukraine und die Situation in Russland. Für uns sind die Treffen auf dem Wohnzimmersofa aber vor allem Aktionen der Selbstvergewisserung und auch der Kompensation. Angesichts eines Krieges, den wir nicht beeinflussen und beenden können, der uns aber mehr als viele andere Menschen in Deutschland betrifft. Die Programme und ihre Macher vermitteln uns Wünsche, Hoffnungen und ein Gemeinschaftsgefühl: die Gewissheit, dass wir nicht die einzigen sind, die an Russland verzweifeln, leiden und trotzdem ihre Bindungen zu diesem Land, zu Familie und Freunden nicht kappen können und wollen.

P.S.: In unserer Küche geht es ohne Telegram und Podcasts inzwischen mit kritischen Radiosendungen über Russland weiter: Wir hören Radio Svoboda (Radio Freiheit), das russischsprachige Radioprogramm von Radio Free Europa/Radio Liberty. Gegründet und finanziert von den USA, aber genauso liberal und meinungsfreudig wie bis zum Schluss Echo von Moskau trotz der finanziellen Abhängigkeit von Gasprom.

Es geht weiter: Die Welt der russischen Oppositionsmedien

Gespenster der Freiheit wird die Beobachtung der oppositionellen russischsprachigen Medien in den nächsten Monaten fortsetzen und einen kommentierten Überblick über die Vielzahl der Kanäle und Publikationen geben. Mit dabei natürlich die bekannten und führenden Medien TV Rain (Doschd), die Nowaja Gaseta (die Zeitung von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow) und die Medienplattform Medusa. Aber auch russischsprachige Kanäle in der Ukraine sowie ein umstrittener Moskauer Professor, der schon im Oktober den angeblichen Tod Putins vermeldete und bis heute behauptet, der tote Körper des Präsidenten ruhe in einem Gefrierschrank in einer seiner Residenzen, während Putin seitdem von einem seiner beiden offiziellen Doppelgänger verkörpert werde und im Hintergrund eine Kreml-Gruppe um Nikolai Platonowitsch Patruschew, Sekretär des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, regiere.

Jiwoy Gwosd (Der lebendige Nagel) ist auf YouTube der Nachfolgekanal des 2022 liquidierten russischen Radiosenders Echo Moskwy (Echo von Moskau). Er hat 991.000 Abonnenten und veröffentlichte 3863 Videos (Stand: Dezember 2023).

Radio Echo ist der Nachfolgekanal des 2022 aufgelösten russischen Radiosenders Echo Moskwy (Echo von Moskau). Das russischsprachige Programm enthält Live-Beiträge aus dem YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd und unterschiedlichen weiteren Quellen (YouTube– und Webradio-Kanäle). Sie sind auf der Webseite live als Ton- und Videostream abrufbar. Parallel ist das Programm über den Telegram-Kanal von Radio Echo live und in der Timeline abrufbar.

Einen Monat nach einem Messerattentat auf die stellvertretende Chefredakteurin von Echo Moskwy führte das russische Wochenmagazin The New Times 2017 ein Gespräch mit Echo-Chefredakteur Alexej Wenediktow über das Attentat, die Sicherheit von Journalisten in Russland, Selbstzensur und politische Umbrüche (übersetzt und veröffentlicht von der Russland-Belarus-Plattform dekoder – siehe unser Web-Porträt dekoder – Decodierung des Toxischen).

Russische Videos auf YouTube mit Untertiteln

Auch wer nicht Russisch spricht und versteht, kann sich auf YouTube viele russischsprachige Videos anschauen. Falls das Untertitel-Icon nicht grau ist (= keine Untertitel), kann dort die Live-Untertitelung angeschaltet werden. Die Default-Einstellung ist Russisch. Zum Umstellen auf Deutsch oder Englisch das Einstellungen-Zahnrad anklicken und dort die Sprache auswählen. Beim Streamen von YouTube-Videos mit Chromcast auf den Fernseher funktioniert die Spracheinstellung nicht; dann gibt es nur russische Untertitel. Die KI-unterstützten Live-Übersetzungen sind in allen Sprachen fehlerhaft und fallen manchmal 10 Sekunden aus.

Achim Forst
Liebt Fahrradfahren und Filme-Editieren, Podcasts- und Musik-Hören und -Spielen. War 30 Jahre Redakteur der Filmredaktion 3sat des ZDF, Autor von TV-Dokumentationen, vorher freier Film- und Musikjournalist, Hörfunkautor und Programm-Mitarbeiter von Filmfestivals.
Bildnachweise

Mittendrin im Leben: Die Zentrale von Echo am Neuen Arbat in Moskau: © Shuvaev, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
 
Aleksej Wenediktow schon 2008 im eigenen Fernsehstudio von Echo: © Alexey Yushenkov, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
 
Nach ihrem Mann Bill kam auch sie ins Echo-Studio: © U.S. State Department Photo/Public Domain, via Wikimedia Commons
 
Immer nahe an der ‚Macht‘: © Kremlin.ru, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/
licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons
 
Der YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd, mit dem Aleksej Wenediktow die Arbeit von Echo von Moskau fortsetzte: Screenshot YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd

Jetzt erklärt Aleksej Wenediktow seine Sicht auf Russland und die Welt im YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd: Screenshot YouTube-Kanal Jiwoy Gwosd
 
Echo-Chefredakteur Aleksej Wenediktow 2012 bei einer seiner seltenen Begegnungen mit dem Präsidenten: © premier.gov.ru, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons

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